Schüllar: Die Geschichte vom Bierloch - online - Mitmachwörterbuch Wittgensteiner Platt

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Schüllar: Die Geschichte vom Bierloch

Ortschaften
Schella (Schüllar)
Die Geschichte vom "Bierloch."
Ee Schellaschem Platt vo Gerhard  Fischer 




Es wor ver ungefehr zwähunnert Johr, de Franzuse unnerm Napolejon harren dos ganze Laand unnerworfe un woren itzd em Begreff, med ehrer gruße Armee no Rüsslaand ze marschiere. Ee Abdälinge wor ö hie bei ins, un die wullen gäre de Abkerzinge ewwa de Bärje nämme. Ee dämm Friehjohr wor es awwa veel om raane un de Wäje woren su nass,
des se med äre schwere Waane un Kanoone e da Spor stegge blewen, weil de Schossie nuff nom Albrechtsbäag un newwa no Wändabäag noch gorned geböwwed wor. Su mejeden de Paare sech em Schlamm ab, und de Suldohre schullen ewwa dos schlaachte Wittjestener Wära. 

Uff eem Waa harren se e gruß Fass full Bier lejje, un es kam su, des der uff eemol zür Seire emkibde un dos Fass runna schibbelde und med Schwung ewwan Grawe newwa mochde. De Suldohre wullens noch med de Hanne uffhaale awwa es wor als zü schwinne un so schibbelde un rulldes immer weirer e d's Dol runner. Wies bunne ogekumme wor, vasüchten ses noch werrer nuff ze schöwwe, awwa es wor doch zü schwer. Su lissen se es lejje, schullen un flüchden noch mieh und mochden sech do danned weira uff ären Wäg.

Summa un Wända vaging, e nöwwes Johr kam un worde werra aald, da Gänsta un de Hemmbääre woren ewwa d's Fass gewosse, su derres ned mieh ze säh wor. Em Summa druff wors waane hääß, un da aale Gäakheisa Schäfa hidde sei Schofe ganz e da Neh. Hä wusste vo nem Bernche bunne em Loch un su kreeg hä en waane Dorscht. Do mochte hä sech uf da Wäg runna därch de Striche un stiss uff äämol merrem Bää o dos Fass, wos noch imma bunne em Grund lag. Hä güggde un unnasüchdes rundremm, awwa es wor kän Stobbe orra e Loch ze säh, es wor horde schwer un sag su aus, wie wenn's noch vull weer. Hä wull doch zü gäre wesse, wos do ee dämm Fass drenne wor.


Derwäja kame om annere Morje werra zü der Stelle un brochde en Haama, en Määsel un en laange Schebba med. Domed hibb hä e Loch uwe ee dos Fass, roch dro un vadrehde de Öje! Su e schee Bier harre noch niemols geroche veel winger gedrunke. Un su hollde hä gläch merrem Schebba e maulfull Bier aus dämm Fass. Nää, suwos scheenes wull hä ganz haläne dränke, un nimmed anneres sull wos vo dem Fass erfohre. Nür om Owend, bu es werra heeme ging, kunne sech kaum noch uff de Bäne haale, un sein Wäg wor ö besje weira wie sust. De Leire o da Schossie horden dä Kärle ö noch schäpp sänge un wunnerden sech, waremm der orme Aale su sträwe wor. 


Do mochden sech e poor Dache speera zwä jonge Borsche henna em her, vaschdeckelten sech awwa imma werra, su des da Aale vo en naud horde un sag, un kamen su imma weira o dos  Loch dro un sachen en werra merrem Schebba dos Bier drenke. Med veel Hallo kroffen do de Borsche no em, da Schäfa kunn nür noch ärjerlich gügge un su horden de Gäakheisa z'erschde Mol vo dem Bierfass em diefe Grund. Zesamme kunnen se dos Fass werra no uwe uff de Wääg ärwe, es worde e Fest merrem Franzusebier gefeiert un seitdämm hääßt der diefe Grund veer Laangewesse "Dos Bierloch".








Es ist ungefähr zweihundert Jahre her, die Franzosen unter Napoleon hatten das ganze Land unterworfen und waren im Begriff, mit ihrer Großen Armee nach Russland zu marschieren. Eine Abteilung war auch hier bei uns und die wollten gerne die Abkürzung über die Berge nehmen. In diesem Frühjahr aber regnete es viel und die Wege waren so nass, dass sie mit ihren schweren Wagen und Kanonen in der Spur stecken blieben, weil die Chaussee hinauf zum Albrechtsberg und nach Winterberg noch nicht gebaut war.
So mühten die Pferde sich im Schlamm ab und die Soldaten schimpften über das schlechte Wittgensteiner Wetter.

Auf einem Wagen hatten sie ein großes Fass mit Bier liegen und es kam so, dass dieser auf einmal zur Seite umkippte und das Fass herunter fiel und mit Schwung über den Graben hüpfte. Die Soldaten wollten es noch mit den Händen aufhalten, aber es war schon zu schnell und so rollte es immer weiter ins Tal hinunter. Nachdem es unten angekommen war, versuchten sie es wieder hinauf zu schieben, aber es war doch zu schwer.So ließen sie es liegen, schimpften und fluchten noch mehr und machten sich fort, weiter auf ihren Weg.


Sommer und Winter vergingen, ein neues Jahr kam und wurde wieder alt, Ginster und Himbeersträucher wuchsen über das Fass, so dass es nicht mehr zu sehen war.
Im folgenden Sommer war es sehr heiß und der alte Girkhäuser Schäfer hütete seine Schafe ganz in der Nähe. Er kannte eine kleine Quelle unten im Loch und so bekam er einen ziemlichen Durst. Da machte er sich auf den Weg durch die Sträucher und stieß auf einmal mit dem Bein an das Fass, welches noch immer unten im Grund lag. Er untersuchte es rundherum aber es war kein Stopfen oder ein Loch zu sehen, es war sehr schwer und schien noch voll zu sein. Er wollte doch zu gerne wissen, was in dem Fass drin war.


Deshalb kam er am nächsten Morgen wieder zu der Stelle und hatte einen Hammer, einen Meißel und einen langen Löffel mitgebracht. Damit schlug er ein Loch oben in das Fass, roch dran und verdrehte die Augen. So ein schönes Bier hatte er noch niemals gerochen, geschweige denn getrunken und so holte er mit dem Löffel gleich einen Schluck Bier aus dem Fass. Nein, so etwas Schönes wollte er ganz allein trinken und niemand sonst sollte etwas von dem Fass erfahren. Nur abends, als es wieder heimging, konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten und sein Weg war auch ein bisschen weiter als sonst. Die Leute an der Straße hörten den Mann auch noch schief singen und wunderten sich, warum der arme Alte so betrunken war.

Ein paar Tage später machten sich zwei junge Burschen hinter ihm her, versteckten sich aber immer wieder, so dass sie der Alte nicht bemerkte, kamen so immer weiter ins Loch und sahen ihn, wie er wieder mit dem Löffel das Bier trank. Mit viel Hallo krochen die Burschen zu ihm, der Schäfer konnte nur noch ärgerlich dreinschauen und so hörten die Girkhäuser das erste Mal von dem Bierfass im tiefen Grund. Zusammen konnten sie dann das Fass wieder hoch auf den Weg schaffen, es wurde ein Fest mit dem Franzosenbier gefeiert und seitdem heißt der tiefe Grund vor Langewiese "Das Bierloch".


 
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